Welche Leistungen umfassen Rechtsschutzversicherungen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Prozessfinanzierung: Gewerbliche Anbieter unterstützen Betroffene, zahlen die anfallenden Gerichtskosten und verlangen im Gegenzug eine Erfolgsbeteiligung.
Hilfebedürftige Menschen, beispielsweise Hartz-4-Empfänger, haben häufig Anspruch auf Prozesskostenhilfe. Hierbei springt der Staat ein und sorgt dafür, dass der Betroffene für sein Recht einstehen kann.
Des Weiteren gibt es die sogenannte Rechtsschutzversicherung. Mit einem solchen Schutz ausgestattet, übernimmt der Versicherer die Kosten für einen anstehenden Rechtsstreit. Im folgenden Ratgeber erklären wir, was Sie rund um das Thema – beispielsweise zum Verkehrsrechtsschutz – wissen sollten.
Inhalt
FAQ: Rechtsschutzversicherung
Die Rechtsschutzversicherung zahlt unter anderem die Kosten für Anwälte, Gericht, Sachverständige und Gerichtsvollzieher. Darüber hinaus wird auch die Entschädigung für Zeugen übernommen.
Entspricht eine rechtliche Auseinandersetzung nicht den vertraglichen Vereinbarungen, kommt die Rechtsschutzversicherung nicht für die Prozesskosten auf. So sind häufig Angelegenheiten aus dem Bau-, Erb- und Familienrecht ausgeschlossen.
Die Kosten für eine Rechtsschutzversicherung hängen maßgeblich vom beinhalteten Leistungsumfang ab, daher sind pauschale Aussagen nur schwer möglich. Mehr dazu hier.
Wann springen Rechtsschutzversicherungen ein?
Eine Rechtsschutzversicherung übernimmt – wie beispielsweise auch gewerbliche Prozessfinanzierer – für Sie die Kosten, die bei einem Rechtsstreit entstehen. So können Sie einem Verfahren vor Gericht, bei dem Sie für Ihr Recht einstehen, gelassener entgegenblicken und müssen sich nicht um das finanzielle Risiko sorgen.
In der Regel werden die folgenden Kosten von der Versicherung getragen:
- Anwaltskosten
- Gerichtskosten
- Strafverfolgungskautionen
- Kosten für Sachverständige und Zeugen
- Kosten der Gegenseite, falls eine Erstattung nötig ist
Beim Rechtsschutz können Sie aus verschiedenen Bausteinen wählen und sich so den Schutz zusammenstellen, den Sie wirklich benötigen. Hierbei lassen sich vier übergeordnete Kategorien unterscheiden.
Die private Rechtsschutzversicherung sichert Sie im alltäglichen Leben ab. Werden Sie als Privatperson in einen Rechtsstreit verwickelt, etwa weil Sie mit der Arbeit eines Dienstleisters unzufrieden sind, greift der Privatrechtsschutz.
Bei der zweiten Kategorie handelt es sich um den Verkehrsrechtsschutz. Mit diesem Baustein stehen Sie im Straßenverkehr auf der sicheren Seite. Möchten Sie beispielsweise gegen einen ungerechtfertigten Bußgeldbescheid vorgehen, werden die anfallenden Kosten hierfür durch die Versicherung übernommen.
Für viele Personen ist außerdem der Berufsrechtsschutz von Bedeutung. Sollten Sie gegen eine ungerechtfertigte Kündigung klagen wollen, unterstützt Sie die Rechtsschutzversicherung. Vierte und letzte Oberkategorie ist der Rechtsschutz für Mieter und Vermieter. Dieser greift beispielsweise, wenn Sie sich als Mieter gegen eine Mieterhöhung wehren möchten.
Was sind die Vorteile einer Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit?
Wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung abschließen, gilt häufig eine sogenannte Wartezeit. Das bedeutet, dass Sie die Leistungen des Anbieters erst drei Monate nach Unterzeichnung des Vertrages in Anspruch nehmen dürfen. So möchten sich die Versicherer dagegen absichern, dass eine Police erst dann abgeschlossen wird, wenn ein Rechtsstreit unmittelbar bevorsteht.
Es gibt jedoch auch Versicherungen, die einen Rechtsschutz ohne Wartezeit anbieten. Der Schutz greift dann also mit sofortiger Wirkung. Im Verkehrsrechtsschutz ist dies meist der Regelfall.
Rechtsschutzversicherung: Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?
Wie teuer eine Rechtsschutzversicherung ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, weshalb keine pauschalen Werte genannt werden können. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Versicherung umso teurer wird, je mehr Bausteine sie umfasst. Des Weiteren ist der Selbstbehalt von großer Bedeutung. Hierbei handelt es sich um den Betrag, den Sie im Versicherungsfall selbst tragen müssen. Setzen Sie eine hohe Summe bei der Selbstbeteiligung an, verringern sich die Beiträge.
Als Richtwert lässt sich festlegen, dass eine Kombination aus den Bestandteilen Berufs-, Verkehrs- und Privatrechtsschutz ab etwa 150 Euro jährlich zu haben ist. Für ein Komplettpaket müssen Sie mit Kosten von etwa 200 Euro aufwärts rechnen.
Unser Tipp: Zahlen Sie die Versicherungsprämie nicht quartalsweise sondern jährlich, können Sie in der Regel mit Preisnachlässen rechnen.
Wie können Sie eine Rechtsschutzversicherung kündigen?
Sind sie mit Ihrem Versicherer nicht mehr zufrieden, wurde eine Anfrage abgelehnt oder haben sie eine günstigere Rechtsschutzversicherung durch einen Vergleich mehrerer Anbieter gefunden, fragen sich viele Kunden, ob sie den Vertrag einfach kündigen können.
Die ordentliche Auflösung des Versicherungsvertrages ist grundsätzlich zum Ende der vertraglich festgelegten Laufzeit bzw. zum Ende des Versicherungsjahres unter Berücksichtigung der festgelegten Kündigungsfrist möglich.
In der Regel beträgt diese Frist drei Monate, sie kann jedoch – je nach Vertrag – variieren. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Police zunächst prüfen, bevor Sie das Kündigungsschreiben aufsetzen.
In bestimmten Situationen können Sie jedoch auch eine außerordentliche Kündigung der Rechtsschutzversicherung vornehmen. Ein Sonderkündigungsrecht besteht unter anderem, wenn eine Beitragserhöhung ohne eine gleichzeitige Leistungsverbesserung vorgenommen wurde.
Auch wenn das Risiko wegfällt und Sie den Rechtsschutz deshalb nicht mehr benötigen, ist eine außerordentliche Auflösung des Vertrags möglich. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Sie Ihr Auto verkaufen und aus diesem Grund keine Verkehrsrechtsschutzversicherung mehr benötigen.
Die Kündigungsfrist für den Rechtsschutz liegt dann in der Regel bei einem Monat. Sie müssen nicht auf das Ende des Vertrages oder des Versicherungsjahres warten.
Beachten Sie: Nicht nur Sie als Versicherungsnehmer können den Vertrag auflösen. Die Kündigung der Rechtsschutzversicherung ist auch durch den Versicherer möglich. Diesen Schritt machen Versicherungen meist, wenn besonders hohe Kosten entstanden sind oder es zu zwei oder mehr Rechtsschutzfällen innerhalb eines Jahres kam. Bedenken Sie also, dass eine Rechtsschutzversicherung keinen Freifahrtschein dafür darstellt, so viele Verfahren wie möglich anzustreben.
One comment on “Rechtsschutzversicherung: Absicherung, wenn es zu einem Rechtsstreit kommt”
Jan D.
15. Juli 2022 at 13:13
Gut zu wissen, dass die Rechtsschutzversicherung auch bei einer ungerechtfertigten Kündigung unterstützt. Ich möchte im nächsten Monat einen Rechtsschutz für mein Gewerbe besorgen. Am besten suche ich mir dafür einen passenden Fachanwalt.