Möchten Betroffene ihre Rechte wahrnehmen – beispielsweise bei einer ungerechtfertigten Kündigung – bietet häufig nur der Weg vor Gericht eine Aussicht auf Erfolg. Ein Verfahren bringt jedoch hohe Kosten mit sich und sollte die Person als Verlierer aus dem Prozess herausgehen, müssen auch die Kosten für den gegnerischen Rechtsanwalt getragen werden. Viele Menschen scheuen dieses Risiko und verzichten deshalb lieber auf ein Verfahren. Eine Lösung kann die Unterstützung durch einen gewerblichen Prozessfinanzierer sein.
Möglichkeit der Prozesskostenfinanzierung: Ein gewerblicher Prozessfinanzierer übernimmt die Kosten für ein Verfahren.
Möglichkeit der Prozesskostenfinanzierung: Ein gewerblicher Prozessfinanzierer übernimmt die Kosten für ein Verfahren.

Prozesskostenfinanzierer unterstützen Privatleute und Unternehmen

Ein Prozess verursacht hohe Kosten. Nicht nur der eigene Anwalt muss für seine Dienste bezahlt werden, auch die Gerichtskosten sowie eventuell anfallende Ausgaben für einen Sachverständigen oder Zeugenauslagen sind zu tragen. Verlieren Betroffene den Prozess, kommen noch weitere Ausgaben auf sie zu.

Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten der Prozessfinanzierung. Sind Sie im Besitz einer Rechtsschutzversicherung, müssen Sie kein finanzielles Risiko befürchten, da der Versicherer für die Ausgaben aufkommt. Gelten Sie als bedürftig – beziehen Sie beispielsweise Arbeitslosengeld II – haben Sie Anspruch auf Prozesskosten- bzw. Beratungshilfe.

Haben sie aber weder eine Rechtsschutzversicherung noch Anspruch auf Prozesskostenhilfe, scheuen Betroffene häufig vor einem Verfahren zurück, auch wenn es die einzige Möglichkeit wäre, ihr Recht wahrzunehmen. Zu groß scheint das Risiko, vor allem wenn der Gegner ein finanzstarkes Unternehmen ist, welches gute Anwälte zur Verfügung hat. Eine Lösung sind gewerbliche Prozessfinanzierer. Erfahren Sie hier mehr rund um diese Form der Prozessfinanzierung.

FAQ: Prozessfinanzierer

Was ist ein Prozessfinanzierer?

Gewerbliche Prozessfinanzierer übernehmen die Kosten für einen Prozess und erhalten dafür beim Gewinn des Verfahrens eine Erfolgsbeteiligung.

Wie arbeiten Prozessfinanzierer?

Bevor ein Prozessfinanzierer Ihren Fall übernimmt, wird dieser eingehend geprüft. So gilt es etwa die Erfolgsaussichten, die finanzielle Situation des Gegners und den Streitwert abzuklären. Nur wenn sich ein Gewinn für das Unternehmen rechnet, übernehmen diese die Kosten.

Was kostet ein Prozessfinanzierer?

Der Prozessfinanzierer verlangt Erfolgsbeteiligung. Diese liegt in der Regel zwischen 25 und 50 Prozent. Im Gegensatz zur staatlichen Prozesskostenhilfe entstehen Ihnen bei einer Niederlage vor Gericht keine Kosten, da das Unternehmen das finanzielle Risiko trägt.

Welche Aufgabe übernehmen Prozessfinanzierer?

Prozessfinanzierer: In Deutschland gibt es einige Anbieter.
Prozessfinanzierer: In Deutschland gibt es einige Anbieter.

Gewerbliche Prozesskostenfinanzierer fungieren als externe Geldgeber, welche die Kosten für einen Prozess – unter anderem Anwalts- und Gerichtskosten – übernehmen. Der Mandant hat den großen Vorteil, dass er nicht sein eigenes Kapital einsetzen muss. Im Gegenzug für diese Prozessfinanzierung erhält das Unternehmen eine Erfolgsbeteiligung.

Interessenten müssen jedoch gewisse Voraussetz­ungen erfüllen, damit ein Prozessfinanzierer für Sie die Kosten für ein Verfahren vor Gericht übernimmt.

Zum einen wird in der Regel ein Mindestbetrag beim Streitwert gefordert. Geht es nur um vergleichsweise geringe Summen, würde sich die Arbeit für den Prozessfinanzierer nicht lohnen. In der Regel wird ein Streitwert von mindestens 50.000 bis 100.000 Euro angesetzt.

Des Weiteren begutachtet der Prozessfinanzierer, ob die gegnerische Partei zahlungsfähig ist. Bei Unternehmen wird beispielsweise überprüft, ob in der näheren Zukunft eine Insolvenz drohen könnte. Verfügt der Gegner über keine ausreichenden Mittel, um bei einem für ihn negativen Ausgang des Prozesses die Gegenseite auszuzahlen, stehen die Chancen gering, dass einer Finanzierung zugestimmt wird.

Eine dritte Voraussetzung besteht darin, dass ein positiver Ausgang des Verfahrens zu erwarten sein muss. Dies ist gegeben, wenn die Erfolgschancen bei über 50 Prozent liegen. Auch dies lässt sich damit begründen, dass ein Prozessfinanzierer kein finanzielles Risiko eingehen möchte.

Beachten Sie: Unter gewissen Umständen benötigen Sie keinen gewerblichen Prozessfinanzierer, wenn Sie die Kosten für ein Verfahren nicht selbst tragen können. Gelten Sie als bedürftig – entscheidend sind hierbei Ihr Einkommen, Vermögen sowie Ihre finanziellen Belastungen – können Sie die staatliche Prozesskostenhilfe beantragen. Hartz-4-Empfänger oder Geringverdiener erfüllen in der Regel die Bedingungen, um Anspruch auf diese Form der Prozessfinanzierung zu haben.

Springen Prozessfinanzierer auch beim Darlehenswiderruf ein?

Ein Prozessfinanzierer hilft beim Darlehenswiderruf.
Ein Prozessfinanzierer hilft beim Darlehenswiderruf.

Viele Kreditverträge enthalten fehlerhafte Widerrufsbelehrungen. Altverträge, die zwischen dem 1. September 2002 und dem 10. Juni 2010 abgeschlossen wurden, konnten bis zum 21. Juni 2016 widerrufen werden.

Doch auch bei Neuverträgen, welche ab dem 11. Juni 2010 abgeschlossen wurden, können sich Fehler in die Widerrufsbelehrung eingeschlichen haben. In einem solchen Fall haben Sie das Recht, den Vertrag zu widerrufen.

Häufig entwickelt sich dies zum Rechtsstreit. Die Vertretung durch einen Anwalt ist hierbei unerlässlich. Ist Ihnen das finanzielle Risiko zu groß und haben Sie keine Rechtsschutzversicherung, können Sie sich auch in einem solchen Fall an einen Prozessfinanzierer wenden.

Verschiedene Prozessfinanzierer wurden von „test.de“ (Stiftung Warentest) überprüft und bewertet. Hierzu gehören unter anderem die Unternehmen „Maximum Ius“ und die „Bankkontakt AG“, welche Kreditwiderrufsklagen von Mandanten finanzieren. Beide Angebote werden als fair bezeichnet. Kreditnehmer können ihren Widerruf durchsetzen, ohne ein finanzielles Risiko einzugehen.

Wie teuer ist der Dienst eines Prozessfinanzierers?

Natürlich bieten Unternehmen ihre Dienste nicht kostenlos an. In der Regel erfolgt die Prozess­finanzierung gegen eine Erfolgsbeteiligung. Gewinnen Sie also das Verfahren, erhält der Dienstleister einen gewissen Betrag.

Wie hoch dieser ausfällt, variiert je nach Prozessfinanzierer. In der Regel beträgt die Erfolgsbeteiligung etwa 25 bis 50 Prozent. Häufig wird der Betrag davon abhängig gemacht, welches Ergebnis genau realisiert werden konnte. Kommt es zu einem Vergleich oder ging der Prozess nur zum Teil zu Ihren Gunsten aus, wird auch hier der Erlös nach Abzug der anfallenden Kosten gemäß den Regelungen, die im Finanzierungsvertrag festgehalten wurden, aufgeteilt.

Interessieren Sie sich für einen bestimmten Prozessfinanzierer, sollten Sie also auf darauf achten, wie die Erfolgsbeteiligung geregelt wird. Prüfen Sie auch den Vertrag über die Prozessfinanzierung dahingehend genau, bevor Sie ihn unterzeichnen.

Beachten Sie: In der Regel können Sie die Erlösbeteiligung steuerlich absetzen. So verringert sich die tatsächliche Belastung.
Prozessfinanzierer erwarten eine Erfolgsbeteiligung als Bezahlung.
Prozessfinanzierer erwarten eine Erfolgsbeteiligung als Bezahlung.

Auch wenn Sie den Prozess verlieren sollten, droht kein finanzielles Risiko. In einem solchen Fall übernimmt der Prozessfinanzierer sämtliche Kosten, die Mandanten entstehen. Hierzu gehören – neben den bereits genannten Posten – auch die Kosten für die gegnerischen Anwälte.

Hier zeigt sich ein Unterschied zur staatlichen Prozesskostenhilfe. Bei dieser besteht für Personen grundsätzlich das Risiko, dass sie bei einem negativen Ausgang des Prozesses die Anwaltskosten des Gegners übernehmen müssen. Eine Ausnahme besteht bei Verfahren in erster Instanz, welche vor einem Arbeitsgericht geführt werden.

Beauftragen Sie einen Prozessfinanzierer, profitieren Sie von einem weiteren Vorteil. Für die Prozesskostenhilfe wird in vielen Fällen eine Rückzahlung in Raten gefordert. Verbessert sich Ihre wirtschaftliche Lage stark, wird sogar der gesamte Betrag zur Zahlung fällig. Bei der Finanzierung durch einen gewerblichen Anbieter droht dies nicht.

Deutsche Prozessfinanzierer: Eine Übersicht

In Deutschland gibt es einige Prozessfinanzierer. Die folgende Liste zeigt eine Auswahl verschiedener Unternehmen, welche diese Dienstleistung anbieten.

ProzessfinanziererStreitwertErfolgsbeteiligung
obligatio GmbHmind. 100.000 EuroDie Erfolgsbeteiligung wird je nach Streitwert individuell kalkuliert.
Acivo Prozessfinanzierung AGmind. 10.000 € 50 % des realisierten Ergebnisses
bei Streitwert bis 50.000 €, 30 % zw.
50.000 € u. 500.000 €, 20 % bei
mehr als 500.000 €
FORIS AG mind. 100.000 EuroErfolgsbeteiligung ab 7,5 %, abhängig vom Einzelfall
LEGIAL AG mind. 100.000 Euro (im Insolvenzrecht 50.000 Euro)30 % von Beträgen bis 500.000 €,
20 % von Beträgen, die darüber
liegen
PatForce k. A.k. A.
Proxx AG k. A.k. A.
Rixalis Prozessfinanzierung UGkein Mindeststreitwertk. A.
Roland ProzessFinanz AGmind. 100.000 € 30 % von Beträgen bis 500.000 €,
20 % von Beträgen die darüber
liegen (20 % bei vorgerichtlicher
Einigung über den Anspruch)
SLB Verwaltungsgesellschaft mbH mind. 19.000 € 25 % von Beträgen bis 500.000 €,
15 % von Beträgen, die darüber
liegen (bei vorgerichtlicher Einigung
Ermäßigung auf 5 %)
SOLVANTIS AG mind. 25.000 Euro30 % von Beträgen bis 500.000 €,
20 % von Beträgen, die darüber
liegen

Quelle: Deutscher Anwaltverein

Sind Sie unsicher, für welchen Anbieter Sie sich entscheiden sollen? Oftmals kann es helfen, sich mit Menschen auszutauschen, welche diese Form der finanziellen Dienstleistung bereits in Anspruch genommen haben. Viele Personen berichten über die Prozesskostenfinan­zierung und ihre Erfahrungen damit in Internetforen.
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Über den Autor

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Meike Z.

Nach ihrem Masterabschluss im Fach Linguistik stieß Meike 2016 zum Redaktionsteam von prozesskostenfinanzierung.de. Thematisch befasst sie sich dort hauptsächlich mit der Beratungs- und Prozesskostenhilfe. Ihr Ziel besteht darin, die Themen auch für Laien leicht verständlich aufzubereiten.